Was bedeutet es, Haltung zu zeigen? Was heißt es, für die Wahrheit einzustehen – auch unter persönlichem Risiko? Diese Fragen standen im Zentrum eines beeindruckenden Theatererlebnisses, das alle fünf neunten Klassen des Albrecht-Ernst-Gymnasiums im Juli 2025 erleben durften.
Im Klassenzimmerstück „Über Mut und Widerstand“, geschrieben von Rike Reiniger und inszeniert von Knut-Alexander Höhn, steht eine junge Jurastudentin namens Sophie Scholl im Zentrum: Sie soll im Rahmen eines Betrugsverfahrens eine Unschuldige belasten. Ihre eigene Karriere steht auf dem Spiel – ebenso wie die ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen. In ihrem inneren Konflikt blickt sie immer wieder auf ihre berühmte Namensvetterin zurück: Sophie Scholl, Widerstandskämpferin der „Weißen Rose“, die 1943 für ihren mutigen Einsatz gegen das NS-Regime hingerichtet wurde.
Vergangenheit trifft Gegenwart – Theater im doppelten Spiegel
Die Besonderheit des Stücks vom Landestheater Dinkelsbühl (www.landestheater-dinkelsbuehl.de) liegt in der Zweitebenen-Erzählweise: Die Sophie der Gegenwart reflektiert das Handeln der historischen Sophie Scholl – ohne zunächst einen Bezug zu ihr herzustellen. Doch gerade diese Auseinandersetzung mit Geschichte bringt sie letztlich dazu, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Gespielt wurde die intensive Ein-Personen-Inszenierung von Charlotte Schiffler, die mit großem schauspielerischem Können den inneren Konflikt beider Figuren verkörperte. Durch den direkten Kontakt mit dem Publikum, persönliche Ansprache, eindringlichen Augenkontakt und die Verteilung von Flugblättern wurde das Stück zu einem unmittelbaren Erlebnis für die Schülerinnen und Schüler. Besonders eindrucksvoll war die Szene, in der sich die junge Sophie mit den letzten sechs Sekunden der historischen Sophie vor ihrer Hinrichtung auseinandersetzt – und erkennt, dass Treue zum eigenen Gewissen auch in größter Bedrängnis innere Stärke und sogar Glück bedeuten können.
Ein Stück, das nachwirkt
Im anschließenden Gespräch des Regisseurs und der Schauspielerin mit den Schülerinnen und Schülern wurde deutlich, wie sehr das Stück alle bewegt hat. Viele Jugendlichen zeigten sich beeindruckt davon, wie nah ihnen die Figur der heutigen Sophie war – ein Mensch, der Fehler macht, aber auch den Mut findet, seinen Weg zu überdenken. Gerade diese Entwicklung macht „Mut und Widerstand“ zu einem wichtigen Beitrag zur politischen Bildung und Persönlichkeitsentwicklung an unserer Schule.
Für Schauspielerin Charlotte Schiffler war das Stück ebenfalls besonders: Auch für sie zeigt es, dass es möglich ist, moralisch umzudenken und einen neuen Weg einzuschlagen – selbst wenn man sich zuvor falsch verhalten hat. Denn die historische Sophie Scholl war nicht immer Widerstandskämpferin: Sie war zunächst engagiertes Mitglied im Bund Deutscher Mädel. Theater, so Schiffler, solle genau das erreichen – zum Nachdenken anregen. Und das ist ihr am AEG zweifellos gelungen.